KurzGefasst: Cannabiskonsum in der Schwangerschaft – Neue Metaanalyse zu neonatalen Risiken
Shownotes
Wie beeinflusst Cannabiskonsum während der Schwangerschaft das Risiko für Wachstumsverzögerungen und Frühgeburten? In dieser Folge von „KurzGefasst“ stellen wir die Ergebnisse einer aktuellen Metaanalyse vor: Über acht Millionen Schwangerschaften wurden ausgewertet, um die Auswirkungen von Cannabis auf Mutter und Kind zu untersuchen. Die Analyse zeigt, wie sich der Konsum auf Geburtsgewicht, Frühgeburtlichkeit und die neonatale Versorgung auswirkt – und welche Unsicherheiten bei Dosierung und Begleitfaktoren bestehen. Erfahren Sie, was das für die Beratung in der Praxis bedeutet und wie Ärztinnen und Ärzte Risiken gezielt ansprechen und minimieren können.
Quelle:
Sainz, K., Ulibarri, H., Arroyo, A., Gonzalez Herrera, D., Hamilton, B., Ruffley, K., Robinson, M., & Marchand, G. J.
Meta-analysis of maternal and neonatal outcomes of cannabis use in pregnancy current to March 2024.
Maternal Health, Neonatology and Perinatology (2025) 11:20.
https://doi.org/10.1186/s40748-025-00216-9
Dieser Podcast wird mit Unterstützung von Künstlicher Intelligenz erstellt.
Transkript anzeigen
00:00:12: Willkommen bei Kurzgefasst von MGO Medizin, ihrem kompakten Update zu aktuellen medizinischen Studien für Ärztinnen und Ärzte, über die wir auch in unseren Fachzeitschriften Print und Digital berichten.
00:00:24: Heute betrachten wir eine große Meteranalyse zum Cannabis-Konsum in der Schwangerschaft, ein Thema mit zunehmender Relevanz in der Beratung, da der Konsum in vielen Ländern steigt und Patientinnen im Rahmen der Beratung immer häufiger Risiken erfragen.
00:00:40: Der Hauptwirkstoff THC passiert die Plazenta und kann in das fetale endogene Cannabinoidsystem eingreifen, weshalb mögliche Effekte auf Wachstum und Reifung diskutiert werden.
00:00:53: Frühere Übersichten waren uneinheitlich, die nun vorliegende Metaanalyse bündelt die verfügbare Evidenz und schafft mehr Klarheit.
00:01:01: Eingeschlossen wurden einundfünfzig beobachtende Studien mit zusammen rund acht Millionen Schwangerschaften.
00:01:09: Etwa einhundert Elftausend Frauen hatten einen dokumentierten Konsum, die übrigen nicht.
00:01:15: Die Exposition wurde per Selbstangabe und über Laborverfahren wie Urin, Meconium oder Nabelschnur-Tests erfasst.
00:01:23: Mehrere maternale und neonatale Endpunkte wurden in die Analyse einbezogen, wobei aufgrund der teils großen Heterogenität der Studienergebnisse, das sogenannte Random Effects Modell zur Auswertung genutzt wurde.
00:01:38: Insgesamt wurde die Qualität der einbezogenen Studien anhand der Newcastle Ottawa Scale größtenteils als fair, also mittel bewertet.
00:01:48: Zentrales Ergebnis der Metaanalyse ist das konsistente Bild einer fetalen Wachstumsverzögerung und eines höheren Frühgeburtsrisikos.
00:01:57: Neugeborene exponierter Mütter wogen im Mittel knapp zweihundert Gramm weniger.
00:02:02: Ein niedriges Geburtsgewicht trat deutlich häufiger auf.
00:02:06: Auch die Diagnose zu klein für das Alter des Fetus zum Zeitpunkt der Geburt trat häufiger auf.
00:02:13: Die Schwangerschaftsdauer fiel bei mütterlichem Cannabiskonsum im Schnitt leicht reduziert aus im Mittel um wenige Tage.
00:02:21: Neugeborene hatten tendenziell einen wenigen Millimeter kleineren Kopfumfang und war waren im Schnitt knapp einen Zentimeter kleiner.
00:02:29: Die Studienautorinnen und Autoren betonten an dieser Stelle die Relevanz kleiner Unterschiede, weil geringere Reife und Maße das Risiko für Hypoglykemin, Temperaturinstabilität und einen höheren Betreuungsbedarf erhöhen.
00:02:44: Hinzu kam in der Auswertung der Studien ein klarer Anstieg bei Frühgeburten, was die peripartale Versorgung unmittelbar betrifft.
00:02:52: Entsprechend nahmen Aufnahmen in die neonatologische Intensivmedizin zu.
00:02:58: Die perinatale Mortalität war ebenfalls erhöht.
00:03:01: auch wenn die absoluten Zahlen niedrig bleiben.
00:03:05: Für größere Fehlbildungen zeigte sich nach Sensitivitätsanalyse ein Anstieg, während die Verteilung des kindlichen Geschlechts unverändert war.
00:03:14: Aufseiten der Mütter zeigte sich lediglich ein scheinbar seltener auftretender Schwangerschaftsdiabetes, allerdings mit sehr hoher Heterogenität, sodass aus den Daten keine schützende Wirkung abgeleitet werden kann.
00:03:27: Stärken der Arbeit sind die sehr große Datenbasis, die Prisma-Konferenz Formelmethodik und die über viele Messgrößen hinweg konsistent ungünstigen neonatalen Assoziationen.
00:03:38: Zu den Grenzen zählen die deutliche Heterogenität zwischen den Studien, Mischformen der Expositionserfassung mit möglicher Fehlklassifikation, fehlende Standardisierung von Dosis, Nutzungsfrequenz und Zeitpunkt in der Schwangerschaft sowie die teils unvollständigen Angaben über soziale Faktoren, Tabak- und Alkoholkonsum.
00:03:59: Es ist also durchaus möglich, dass beispielsweise Tabakonsum hier als Störfaktor noch eine Rolle spielt.
00:04:06: Die bereits erwähnte mögliche Reduktion des Risikos für Schwangerschaftsdiabetes durch Cannabis-Konsum sollte an dieser Stelle nicht überbewertet werden und kann laut den Studienautoren auch durch vorbestehende Stoffwechselstörungen und Klassifikationseffekte erklärt werden.
00:04:24: Sie bedarf in jedem Fall weiterer Überprüfung.
00:04:27: Für die Praxis bedeutet dies, dass eine wertungsfreie Substanz an einem Nese inklusive Cannabis fest zum Gespräch gehört und womöglich durch standardisierte Verfahren ergänzt wird.
00:04:38: Bei bestätigter Exposition sind engmaschige Wachstumskontrollen sinnvoll, ebenso eine erhöhte Aufmerksamkeit für Frühgeburtsanzeichen.
00:04:48: Postnatal sollte die Schwelle zur neonatologischen Beurteilung niedrig sein, insbesondere bei Hinweisen auf Wachstumsrestriktion oder Reifeverzögerung.
00:04:58: Präventiv stehen Aufklärung, Förderung der Abstinenz, Tabak- und Alkoholkarrens, Ernährungs- und Gewichtsmanagement sowie psychosoziale Unterstützung im Vordergrund.
00:05:09: Offen bleibt, wie stark Dosis und Zeitpunkt der Nutzung die Risiken modifizieren, welchen Einfluss unterschiedliche Applikationsformen haben und wie sich Tabak- und Alkoholkonsum sauber abgrenzen lassen.
00:05:24: Prospektive Studien mit biologischer Expositionsbestätigung und standardisierter Eliminierung von Störfaktoren sind hierfür zentral.
00:05:33: Abschließend lässt sich festhalten, dass Cannabiskonsum in der Schwangerschaft in dieser großen Meteranalyse mit geringerem Geburtsgewicht, häufigeren Frühgeburten, mehr Intensivaufnahmen und einer erhöhten perinatalen Sterblichkeit assoziiert war, während das scheinbar seltenere Auftreten von Schwangerschaftsdiabetes aufgrund methodischer Einschränkungen nicht als Vorteil gewertet werden kann.
00:05:59: Das war kurz gefasst von MGO Medizin.
00:06:02: Vielen Dank fürs Zuhören und bis zur nächsten Folge.
00:06:06: Die Quelle dieser Studie finden Sie in der Beschreibung dieser Podcast-Folge.
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