KurzGefasst: Erhöhtes Brustkrebsrisiko bei Schizophrenie – Was Antipsychotika bewirken
Shownotes
Wie beeinflusst die Behandlung mit Antipsychotika das Brustkrebsrisiko bei Frauen mit Schizophrenie? In dieser Folge von „KurzGefasst“ nehmen wir die aktuelle Übersichtsstudie von Chittaranjan Andrade unter die Lupe, die im Journal of Clinical Psychiatry erschienen ist. Der Review fasst die Ergebnisse von vier Metaanalysen und mehreren großen Kohortenstudien aus Südkorea, Schweden und den USA zusammen und zeigt: Frauen mit Schizophrenie haben ein leicht erhöhtes Risiko, an Brustkrebs zu erkranken – vor allem bei langjähriger Therapie mit typischen, prolaktin-erhöhenden Antipsychotika. Atypische, prolaktin-schonende Medikamente sind hingegen deutlich sicherer. Die Studie betont die Bedeutung von regelmäßigen Screenings und Präventionsmaßnahmen und fordert eine ganzheitliche Versorgung, die sowohl psychiatrische als auch somatische Aspekte berücksichtigt.
Erfahren Sie, wie diese Erkenntnisse die Praxis verändern können und worauf Ärztinnen und Ärzte bei der Betreuung besonders achten sollten.
Quelle:
Andrade, C. (2025). Schizophrenia, Antipsychotics, and Risk of Breast Cancer: What Do We Know, and What Should We Do? Journal of Clinical Psychiatry, 86(3), 24–31.
https://www.psychiatrist.com/jcp/schizophrenia-antipsychotics-risk-of-breast-cancer/
Dieser Podcast wird mit Unterstützung von Künstlicher Intelligenz erstellt.
Transkript anzeigen
00:00:12: Willkommen bei Kurzgefasst von MGO Medizin, ihrem kompakten Update zu aktuellen medizinischen Studien für Ärztinnen und Ärzte, über die wir auch in unseren Fachzeitschriften Print und Digital berichten.
00:00:24: Heute sprechen wir über ein Thema, das zwei Welten verbindet, nämlich die psychiatrische Versorgung von Frauen mit Schizophrenie und die onkologische Präventionsmedizin.
00:00:36: Stellen Sie sich folgende Situation vor.
00:00:38: Eine zweiundfünfzigjährige Patientin mit Schizophrenie steht seit zehn Jahren unter antipsychotischer Therapie.
00:00:45: Sie kommt regelmäßig zur psychiatrischen Kontrolle.
00:00:48: Aber wann wurde sie zuletzt zur Mammografie geschickt?
00:00:52: Studien zeigen, dass Frauen mit Schizophrenie seltener auf Brustkrebs gescreen werden als Frauen ohne psychische Erkrankung.
00:01:00: Und wenn Brustkrebs diagnostiziert wird, ist die Mortalität höher.
00:01:04: Doch wie sieht es mit dem Risiko aus, überhaupt an Brustkrebs zu erkranken?
00:01:09: und welche Rolle spielen dabei Antipsychotika?
00:01:12: Genau darum geht es heute.
00:01:14: Die Grundlage für unsere heutige Folge bildet ein narrativer Review von Chitaranjan Andrade, publiziert im Journal of Clinical Psychiatry im Jahr.
00:01:26: Andrade fasst darin die Ergebnisse von vier Meteranalysen und mehreren aktuellen Beobachtungsstudien zusammen.
00:01:32: Darunter finden sich große bevölkerungsbasierte Kohortenstudien aus Südkorea, Schweden und den USA sowie Fallkontrollstudien aus Taiwan und Hongkong.
00:01:43: Besonders ausführlich wird eine südkoreanische Kohortenstudie von Jung und Kollegen aus dem Jahr.
00:01:52: Diese Studie nutzte die Korean National Health Information Database und umfasste über zweihundertvierundzwanzigtausend Frauen mit Schizophrenie, die mit zwei Kontrollgruppen verglichen wurden.
00:02:05: Die eine Gruppe bestand aus Frauen mit anderen psychiatrischen Erkrankungen, die andere aus Frauen ohne psychiatrische Diagnosen.
00:02:13: Die Beobachtungszeit betrug im Mittel etwa sieben Jahre.
00:02:16: Ein großer Pluspunkt dieser Studien liegt darin, dass sie populationsbasiert und groß angelegt waren und für viele Störvariablen wie Alter, Komorbiditäten und Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen adjustiert wurden.
00:02:31: Allerdings, und das ist wichtig, handelt es sich ausschließlich um Beobachtungsstudien.
00:02:35: Das bedeutet, dass Kausale Zusammenhänge nicht bewiesen werden können.
00:02:40: Unentdeckte Störvariablen, darunter Adipositas, Rauchen und körperliche Inaktivität, könnten als residuale Confounder die Resultate der Studie beeinflusst haben.
00:02:53: Kommen wir zu den Zahlen.
00:02:55: Was wurde gefunden?
00:02:56: Eine Meta-Analyse von Leung und Kollegen aus dem Jahr two-tausend-zweiundzwanzig pulte sieben Studien mit über eineinhalb Millionen Teilnehmerinnen.
00:03:07: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Frauen die Antipsychotika einnahmen, ein um neununddreißig Prozent höheres Risiko für die Entwicklung von Brustkrebs aufwiesen, als Frauen ohne diese Medikation.
00:03:20: Allerdings war die Heterogenität hoch und die statistische Signifikanz zeigte sich nur in Kohortenstudien, nicht in Fallkontrollstudien.
00:03:28: Die südkoreanische Studie von Young et al.
00:03:32: fand eine Inzidenz von Null, einst fünf Brustkrebsfällen pro einhundert Personenjahre bei Frauen mit Schizophrenie verglichen mit Null, einst zwei in der Allgemeinbevölkerung.
00:03:44: Auch wenn der Unterschied gering erscheint, war das Risiko statistisch signifikant erhöht, sowohl im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung, bei der das Risiko um sechsundzwanzig Prozent höher lag als auch im Vergleich zu Frauen mit anderen psychiatrischen Erkrankungen.
00:03:59: für die das Risiko um sieben Prozent erhöht war.
00:04:02: Besonders bemerkenswert ist, dass das erhöhte Risiko vor allem bei Frauen im Perimenopausalenalter, also zwischen vierzig und vierundsechzig Jahren, beobachtet wurde.
00:04:12: In dieser Altersgruppe war das Risiko um sechsunddreißig Prozent höher als bei Frauen ohne Antipsychotika-Exposition.
00:04:20: Jüngere und ältere Frauen waren nicht signifikant betroffen.
00:04:23: Und nun zur Medikation.
00:04:25: Das Risiko war nur mit Antipsychotika der ersten Generation, den sogenannten typischen Neuroleptika und bei einer Behandlungsdauer von über einem Jahr erhöht.
00:04:35: Artypische Antipsychotika der zweiten Generation zeigten unabhängig von der Behandlungsdauer kein signifikant erhöhtes Risiko.
00:04:45: Eine schwedische Fallkontrollstudie von Solmi und Kollegen bestätigte dieses Muster.
00:04:51: Prolactin-Erhöhende Antipsychotika waren mit einem erhöhten Risiko assoziiert, insbesondere bei einer Einnahmedauer von mehr als fünf Jahren, wobei das Risiko in dieser Gruppe um siebenundvierzig Prozent höher war als bei Frauen ohne entsprechende Medikation.
00:05:08: Prolactin-Schonende Substanzen wie Closapin, Quetiapin oder Aripyprazol zeigten dagegen keinen Zusammenhang.
00:05:16: Was bedeutet das für den klinischen Alltag?
00:05:20: Zunächst ist festzuhalten, dass das absolute Risiko gering bleibt.
00:05:24: Die beobachteten Risikoerhöhungen liegen meist bei dreizig Prozent oder darunter.
00:05:29: Dennoch sollten wir bedenken, dass Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung bei Frauen ist, mit einem Lebenszeitrisiko von etwa zwölf Prozent.
00:05:38: Selbst eine kleine Risikoerhöhung kann in der Bevölkerung viele Frauen betreffen, insbesondere wenn die Behandlung wie bei Schizophrenie üblich lebenslang erfolgt.
00:05:48: Der Review empfiehlt daher, dass wo immer möglich atypische Antipsychotika gegenüber typischen bevorzugt werden sollten und Prolaktien schonende gegenüber Prolaktien erhöhenden Substanzen.
00:06:01: Das gilt umso mehr, als Prolaktienerhöhungen auch andere Nebenwirkungen mit sich bringen.
00:06:06: Frauen mit Schizophrenie, insbesondere solche unter langfristiger Therapie mit prolaktienerhöhenden Antipsychotika, sollten regelmäßig auf Brustkrebsrisiken gescreen werden, etwa durch Mammografie.
00:06:19: Zudem sollten modifizierbare Risikofaktoren wie Bewegungsmangel, Adipositas, Rauchen oder Alkoholkonsum aktiv angegangen werden, sowohl mit Verhaltensinterventionen als auch pharmakologisch.
00:06:32: Ein wichtiger Punkt sei noch erwähnt.
00:06:36: Frauen mit Schizophrenie sind eine vulnerable Gruppe.
00:06:40: Die psychiatrische Versorgung absorbiert oft viel Aufmerksamkeit, doch die somatische Gesundheit darf nicht zu kurz kommen.
00:06:48: Trotz der beeindruckenden Datenlage gibt es methodische Einschränkungen.
00:06:53: Die meisten Studien adjustierten nicht für wichtige Confounder wie Adipositas, Rauchen oder körperliche Inaktivität.
00:07:00: Das sind alles Risikofaktoren, die sowohl bei Schizophrenie als auch bei Antipsychotikaterapie häufig sind.
00:07:08: Das macht es schwer, den spezifischen Beitrag der Medikation vom Beitrag der Erkrankung selbst zu trennen.
00:07:15: Ein weiteres Problem besteht darin, dass viele Studien nicht für multiple Testungen korrigierten.
00:07:21: Das heißt, einige der statistisch signifikanten Ergebnisse könnten falsch positive Befunde sein.
00:07:27: Außerdem fehlten in einigen Studieninformationen zu spezifischen Wirkstoffen, Dosierungen oder kumulativen Dosen.
00:07:35: Das schränkt die Möglichkeit ein, Dosis Wirkungsbeziehungen zu analysieren.
00:07:39: Andrade fordert für zukünftige Forschung längere Beobachtungszeiträume, idealerweise über zehn Jahre, separate Analysen für invasive und nicht-invasive Brustkrebsformen, bessere Adjustierung für Confounder und Mediatoren sowie gestufte Modelle, die sowohl unadjustierte als auch volladjustierte Schätzer präsentieren.
00:08:02: Zusammengefasst zeigen die Studien, dass Frauen mit Schizophrenie ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs haben, Sondere im mittleren Lebensalter und bei einer langfristigen Behandlung mit typischen prolaktienerhöhenden Antipsychotika, atypische prolaktienschonende Medikamente sind in dieser Hinsicht deutlich sicherer.
00:08:23: Daraus folgt, dass Frauen mit Schizophrenie regelmäßig auf Brustkrebs gescreen werden sollten, z.B.
00:08:30: durch Mammografie und dass Prävention eine zentrale Rolle spielt.
00:08:34: Bewegungsmangel, Übergewicht, Rauchen und Alkohol Konsum müssen aktiv angesprochen und behandelt werden.
00:08:42: Und nicht zuletzt ist eine ganzheitliche Versorgung entscheidend.
00:08:46: Die psychiatrische Betreuung sollte die körperliche Gesundheit immer mit in den Fokus nehmen, damit Frauen mit Schizophrenie optimal und individuell versorgt werden.
00:08:56: Das war kurz gefasst von MGO Medizin.
00:08:58: Vielen Dank fürs Zuhören und bis zur nächsten Folge.
00:09:02: Die Quelle dieser Studie finden Sie in der Beschreibung dieser Podcastfolge.
00:09:07: Dieser Podcast wird von KI unterstützt.
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